Weinberge, unebene Landschaft, Einsamkeit und Käse – diese Begriffe fallen wohl den meisten Menschen ein, wenn sie an die Bourgogne denken. Doch die Bourgogne bietet deutlich mehr als Rotwein und Hügel.

Wir waren bei einem Dreiseithof untergekommen. Die Familie Lenz hat uns sehr herzlich aufgenommen und uns die Schönheit und Vielfältigkeit der ländlichen Idylle Frankreichs nähergebracht. Deftige und mit Liebe zubereitete Speisen versetzten uns in den Zauber der einzigartigen nördlichen Bourgogne ganz nah an der Region Grand Est. Ein Zusammenspiel deutsch-französischer Einzigartigkeit werden uns lange Zeit im Gedächtnis bleiben, vor allem aber die außergewöhnliche Gastfreundlichkeit der aus Deutschland stammenden Familie Lenz.

Historische Dörfer und Kleinstädte, die an das Mittelalter erinnern, spiegeln den Lebensgeist der Bewohner wider. Malerisch schöne Natur ist das Ergebnis des Einklangs zwischen Natur und Mensch. Die lockere und unvoreingenommene Sicht auf die Herausforderungen des Alltags und die inspirierende Lebensart der Menschen haben uns förmlich angesteckt. Der Diener eines Barons, der in seiner Freizeit Honig erzeugt oder eine ehemalige Lehrerin, die an ihrer Nachmittagen Führungen durch Grancey-le-Château-Neuvelle gibt, ein Künstler, der ein kleines Atelier führt – sie alle sind der Beweis für ein harmoniegeprägtes, erfülltes Leben. Unberührte Natur, reliefintensives Hügelland, Einklang von Flora und Fauna, verzauberte Städte wie Langres, Beaune und Dijon bieten unzählige kulturelle Möglichkeiten. Wir haben beispielsweise das Musée d’Art et d’Histoire, das Musée Denis Diderot und das Musée Hôtel-Dieu besucht, wobei die Führungen jeweils auf Französisch waren. Dijon bietet als Hauptstadt der Bourgogne Markthallen und kleine Läden mit französischen Spezialitäten und stellt eine Abwechslung zum sonst sehr ländlichen Burgund dar. Eigeninitiative sowie Engagement der Einheimischen formen die Region zu einer einzigartigen Gegend, in der man die Umgebung durch geführte Fahrradtouren, persönliche Gespräche mit Ortsansässigen und Besuchen lokaler Institutionen erkunden kann.

Die Bourgogne lebt! Es nicht alles perfekt: Ein Streit um den Einfluss der Windkraft, teils verfallende Bausubstanzen, Wasserengpässe im Sommer, aber die Anwohner packen die Probleme an und identifizieren sich mit ihrer Heimat. Junge Menschen kehren vermehrt in ihre Heimatdörfer zurück und setzen mit klaren Visionen Impulse. Das Landleben in der Bourgogne wird in den nächsten Jahren an Attraktivität gewinnen.

Pascal Meiß, Klasse 12